Lavendelöl duftend und praktisch

EU-Regelung will Lavendelprodukte wie chemische Gifte behandeln

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Das EU-weite REACH Gesetzeswerk sieht vor Lavendelprodukte mit Warnhinweisen wie bei chemischen Giften zu versehen. Über 1000 Lavendelbauern in der Provence protestieren. Zu Recht.

Lavendelfelder könnten unter der REACH-Regelung bald der Vergangenheit angehören.

Für jeden Menschen, der einmal in der Provence war gehören sie dazu: Satt lila-farbene Lavendelfelder so weit das Auge reicht. Seit Jahrhunderten wird in der Gegend Lavendel angebaut. Während in den tieferen Gegenden Lavandin angebaut wird, findet man in den höheren Gebieten über 600 Metern den echten Lavendel aus dem das hochwertige Lavendelöl gewonnen wird. Menschen aus der ganzen Welt vertrauen seit langer Zeit auf die wohltuende Wirkung des Lavendelöls als Aromatherapie, während der Schwangerschaft, gegen Einschlafstörungen, Keime, Pilze und zahlreiche andere Anwendungsgebiete des ätherischen Öls.

Doch nun ist die zartlila-farbene Idylle in der Provence gefährdet und zahlreiche Lavendelbauern protestieren lautstark gegen eine Neuregelung der EU-Kommission: Die REACH-Regelung. REACH steht für Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals und beschreibt eine EU-weite Verordnung für Chemikalien. Ziel dieser Verordnung ist die Kennzeichnung potenziell gefährlicher chemischer Stoffe. Die REACH-Regelung geht also davon aus, dass Lavendelöl gesundheitsgefährdende Stoffe enthält, die für Menschen gefährlich werden können. Nicht nur bei den Bauern der Provence stößt diese Einstufung auf Unverständnis und löst Wut aus. Wenn nichts passiert, würde die Regelung 2018 in Kraft treten und dazu führen, dass eine ganze Industrie erhebliche Einbußen in Kauf nehmen muss – oder gar vor dem Ruin steht. Für die Anwender steht der Verlust einer Heilpflanze mit vielfältigen positiven Wirkungen auf dem Spiel.

„Lavendelöl ist kein chemisches Produkt!“

Die Lavendelbauern sind alarmiert und protestieren mit Schildern á la „Nein, zur REACH-Regelung“ und „Lavendelöl ist kein chemisches Produkt“. Für die über 1.500 Landwirte geht es um die blanke Existenz. Sie fürchten steigende Kosten durch die Warnhinweise, und dass Verbraucher durch die großen Warnhinweise abgeschreckt würden. Zusätzlich bangt man um den Verlust der Parfum-Industrie, die die wohlriechenden Blüten gerne als Zusatz in Parfümen nutzt. Denn: Niemand kann sich Warnhinweise auf Parfum-Flakons vorstellen. Die Hersteller müssten somit auf andere Produkte umsteigen.

Der Verband der Hersteller von Lavendelöl organisiert Widerstand

Francis Vidal ist Ehrenpräsident des Verbandes der Hersteller von Lavendelprodukten (APAL) in Frankreich. Er hat kein Verständnis für den Regulierungswahn aus Brüssel: „Lavendel wird seit tausenden von Jahren kultiviert. Wir haben noch nie von ernsthaften Problemen im Zusammenhang mit Lavendelöl gehört. Das Gegenteil ist der Fall: Lavendel hat schon mehr als 10.000 Leben gerettet.“ Um den drohenden Ruin von den Lavendelbauern abzuwenden hat der Präsident des Verbands einen Brief an Francois Hollande geschrieben und eine Online Petition ins Leben gerufen. Zum jetzigen Zeitpunkt haben schon mehr als 18.000 Menschen die Petition unterschrieben.

EU-Kommission zieht Anpassung der REACH-Regelung in Betracht

In der Zwischenzeit ist bekannt worden, dass die EU-Kommission ein Treffen mit den Vertretern der Lavendelbauern geplant hat um sich deren Standpunkt anzuhören. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die REACH-Regelung nicht ganz durchdacht ist. Lavendel enthält keinerlei von außen hinzugegebenen chemischen Stoffe. Im Gegenteil: Die Inhaltsstoffe werden von der Pflanze allein aus dem Sonnenlicht und der Erde gebildet. Es handelt sich somit also um ein 100% natürliches Produkt. Sinnvoller wäre eine Regulierung wie sie bei ähnlichen natureigenen Stoffen wie Wein vorkommt. Im Herbst sollen möglicherweise Anpassungen folgen. Neben der Rettung der Lavendelbauern steht tatsächlich mehr auf dem Spiel: Der Erhalt einer seit Jahrtausenden genutzten Heilpflanze und ihrer medizinischen sowie kulturellen Anwendung.

Unterzeichnen Sie die Online-Petition. Wir werden Sie über Neuigkeiten auf dem Laufenden halten.

2 Kommentare

  1. Ich schließe mich Ihrer Meinung voll und ganz an! Hände weg vom Lavendel.
    Wahrscheinlich geht es wieder einmal um Geld. Irgend eine Lobby, in Verbindung mit einem Hinterbänkler (der sich profilieren will )steckt dahinter.

    • Vielen Dank für ihr Kommentar! Da liegt die Vermutung wiedermal nahe, dass bei aller Regulierungswut in Brüssel zielgerichtet die falschen Themen angegangen werden.
      Das einzige was man dagegen tun kann ist diesen Artikel so vielen Leuten wie möglich weiterzuleiten und in Social Media zu verbreiten, dass so viele Leute wie möglich die Petition unterschreiben.

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